Fruchtbarkeitsinterview

Die Betreuung von Paaren erfordert einen multidisziplinären Ansatz

Sie sind verantwortlich für den Bereich "Fruchtbarkeit". Betroffen immer mehr Paare von Unfruchtbarkeit?

Zunächst möchte ich die offizielle Definition von Unfruchtbarkeit klarstellen.

Sie entspricht dem Ausbleiben einer Schwangerschaft nach mehr als 12 Monaten regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütung.

Dann ist es wichtig, zwischen Unfruchtbarkeit und Sterilität zu unterscheiden. Sterilität bezeichnet die völlige Unfähigkeit eines Paares, ein Kind zu zeugen. Bei der Unfruchtbarkeit handelt es sich um Schwierigkeiten bei der Empfängnis.

Weltweit sucht jedes fünfte Paar wegen Unfruchtbarkeitsproblemen einen Arzt auf.


Wie ist die Entwicklung in diesem Zusammenhang?

In den letzten dreißig Jahren haben wir einen deutlichen Anstieg der Fälle von Unfruchtbarkeit festgestellt.

Gleichzeitig haben sich das Verständnis und das Wissen über Unfruchtbarkeit erheblich weiterentwickelt. Es gibt ein wachsendes Bewusstsein für das Ausmaß des Unfruchtbarkeitsproblems sowie für die emotionalen und psychologischen Auswirkungen auf die betroffenen Paare.

Medizinische Fortschritte, wie zum Beispiel die Techniken der medizinisch assistierten Reproduktion (MAR), haben es ermöglicht, bestimmte Arten von Unfruchtbarkeit zu behandeln und neue Optionen für Paare zu bieten, die ein Kind zeugen möchten.

Die wissenschaftliche Forschung geht weiter, um die Ursachen der Unfruchtbarkeit besser zu verstehen, neue Behandlungsstrategien zu identifizieren und die Erfolgsraten der MAR-Techniken zu verbessern.


Was ist die Hauptursache der Unfruchtbarkeit?

Innerhalb des Paares können die Ursachen sowohl bei Männern als auch bei Frauen liegen, und oft auch bei beiden gleichzeitig.

Die Hauptursache hängt mit dem Alter zusammen. Das Alter der Frau ist ein entscheidender Faktor. Heute konzentrieren sich viele Frauen zunächst auf ihr Berufsleben, ihre Karriere, und verschieben ihren Kinderwunsch auf später.

Im Jahr 2023 liegt in Luxemburg wie in vielen anderen europäischen Ländern das Durchschnittsalter für die erste Schwangerschaft bei etwa 30 Jahren.

Je älter eine Frau ist, desto weniger Eizellen hat sie in Reserve und desto größer ist das Risiko, dass deren Reifung gestört wird.

Aber auch das Alter des Mannes (oft übersehen) ist wichtig, und wenn beide Partner älter sind, sind die Risiken noch höher, da es keinen Kompensationsmechanismus mehr gibt!


Welche Rolle spielt die Spermienqualität?

Bei Männern nimmt die Spermienkonzentration und -qualität mit dem Alter ab.

Das genetische Material in den Spermien (die Chromosomen) kann mit dem Alter verändert sein, was das Risiko von Fehlgeburten erhöht.

Die Ursachen für diesen Rückgang sind Gegenstand zahlreicher Forschungen. Die Ergebnisse weisen auf individuelle Lebensstilfaktoren hin (Rauchen, Bewegungsmangel, Ernährung) sowie auf Umweltursachen im Zusammenhang mit Verschmutzung (Luft, Wasser) und der allgegenwärtigen Präsenz bestimmter synthetischer Substanzen in der Umwelt und Nahrungskette: endokrine Disruptoren.

Die Untersuchungen, die Hinweise zu diesem Thema geben, sind das Spermiogramm und der Spermienüberlebenstest (TMS).

Die Spermienqualität spielt eine wichtige Rolle, ist aber nicht allein verantwortlich!


Was sind die ersten Schritte für Paare?

Der MAR-Weg beginnt mit einer ersten Konsultation bei einem Gynäkologen.

Das Ziel dieser Konsultation ist es, sicherzustellen, dass alle notwendigen Bedingungen für eine natürliche Befruchtung erfüllt sind, Risikofaktoren und Krankheiten zu erkennen, die die Fruchtbarkeit und eine zukünftige Schwangerschaft beeinträchtigen könnten.

Nach diesem ersten Schritt werden biologische Analysen verordnet und im Labor durchgeführt.

Genauer gesagt wird für die Frau eine Hormonuntersuchung durchgeführt, um die ovarielle Reserve zu bewerten und eine hormonelle Ursache für Störungen des Eisprungs auszuschließen.

Für den Mann ist die Hauptuntersuchung das Spermiogramm, um die Menge und Qualität der Spermien zu bewerten.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung ermöglichen es dem Arzt, eine erste Behandlung festzulegen. Beim Mann wird im Falle von Auffälligkeiten eine Konsultation bei einem Urologen empfohlen, um eine klinische Bewertung und zusätzliche Untersuchungen durchzuführen.


Arbeiten Sie eng mit Ärzten zusammen?

Der medizinische Ansatz ist multidisziplinär; Gynäkologen, Urologen, Reproduktionsbiologen, aber auch Psychologen, Ernährungsberater und Raucherentwöhnungsspezialisten spielen alle eine Rolle bei der Betreuung von Paaren, die sich auf einem MAR-Weg befinden.

Wir tauschen regelmäßig Informationen aus. 


Wie lange dauert die Betreuung der Paare im BIONEXT-Labor?

Unsere Patienten haben für uns Priorität, deshalb bieten wir sehr schnelle Termine für biologische Analysen an.

Bei BIONEXT werden Paare innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach ihrem ersten Kontakt betreut.


Wie begleiten Sie Ihre Patienten?

Der MAR-Weg ist oft kompliziert für die Patienten zu verstehen, und unsere Aufgabe ist es, sie mit klaren Anweisungen und verständlichen Erklärungen zu führen. Wir sind da, um sie zu unterstützen, sie mit Freundlichkeit und Professionalität zu beruhigen und ihren Stress zu reduzieren.

Wir setzen auf prägnante und zugängliche Informationen. Schnelle Informationen und Betreuung sind entscheidend.

Wir bieten eine vollständige und qualitativ hochwertige biologische Diagnose. Wir sind auch nach der Norm ISO 15189 für alle Fruchtbarkeitstests sowie für die Vorbereitung von Spermien für die Insemination akkreditiert.

Und das Feedback...

... ist sehr positiv. Es ist sehr deutlich, dass Paare Unterstützung, Freundlichkeit und Informationen benötigen.

Interview mit Dr. Thibault Ferrandon, medizinischer Biologe, BIONEXT